Traumfänger
„Du schon wieder?“, schreit er ihn, mittlerweile in entnervtem Tonfall, an.
„Ja, ich schon wieder. Was soll ich denn machen?! Ich bin wichtig!“, antwortet der andere ruhig aber bestimmt.
„Kannst Du nicht anders daher kommen? Dir ist all der Stress und das hin und her, die Du im Gepäck hast ja direkt anzusehen.“, er macht eine Pause, „so geht das nicht, Du weißt ich hab meine Aufgabe zu erfüllen.“, ergänzt er etwas verständnisvoller.
„Ich doch auch. Und – ich habe nicht nur Stress im Gepäck. Aber manchmal geht es eben nicht nur rosarot. Dass musst Du doch am besten wissen!“
Beidseitiges Schweigen.
„Du weißt, wenn ich Dich durchlasse, widerspricht das meiner Aufgabe.“, sagt er nun etwas resigniert.
„Und Du weißt, dass ich mir Verstärkung holen könnte. Ist das so nicht viel ehrlicher?!“
„Der Tag bricht an, wir diskutieren es morgen Nacht weiter aus, Du bleibst erst mal hier.“, sagt er und beide werden für die nächsten Stunden zu einem emotionalen Nachgeschmack ohne konkrete Bilder.
Die nächste Nacht.
„Wenn Du noch etwas zum Ausgleich mitbringst, lass ich Dich durch. Aber als einziger Eindruck dieser Nacht geht das wirklich nicht. Finde was passendes und komm damit wieder! Das ist das einzige Angebot, das ich Dir machen kann.“, ein wohl überlegtes Angebot, wie er findet, eigentlich das einzige, das ihm möglich ist. Er weiß, dass der andere sich nicht daran halten muss, aber er weiß auch, dass es selten wirklich um Ärger oder Stress geht. Meist findet sich ein machbarer Kompromiss. Diesen zu finden, gehört ebenfalls zu seinen Aufgaben.
Ein neuer Morgen mit einem sonderbaren emotionalen Nachgeschmack.
Eine weitere Nacht.
„Ich hab was passendes gefunden, das Dir gefallen müsste.“, sagt er in heiterem Ton.
Der Wächter sieht ihn erst erstaunt an und dann bricht das Lachen aus ihm aus.
Nach einigen Minuten hat er sich wieder gefangen und fragt: „Wie hast Du sie denn davon überzeugt Dich zu begleiten?“
In sachlichem Ton mit einem kurzen Blick auf seine Begleitung erwidert er: „Wir kennen uns schon eine ganze Weile, und sie weiß, dass ich nur hartnäckig bin, wenn es was wirklich wichtiges ist. Und ich weiß, dass sie überall durchkommt.“
„Klar kommt sie überall durch, ein gern gesehener Gast.“ mit einem zweifelnden Blick sieht er sie an und fragt sie: „Hast Du Dir das gut überlegt? Meist Du das klappt?“
„Zusammen sollte es gehen, wir haben das schon gemacht. Wenn es problematisch wird, kann ich noch zusätzliche Unterstützung rufen, wenn Du die Rufe durchlässt.“ sie sieht ihn heiter an.
Er seufzt: „Ok, morgen Nacht.“